Die in Walnau/Polen geborene Christamaria (1932 – 2007) kam als 13-Jährige mit ihrer Familie nach Püggen/Altmark. Während ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin einer Ärzteabrechnungsstelle absolvierte sie ein vierjähriges Fernstudium für künstlerische Textilgestaltung in Potsdam und gründete 1968 die „Püggensch Spinnstuuw“. Innerhalb weniger Jahre wurde diese Initiative der beliebte abendliche Treffpunkt zur Pflege traditioneller Handarbeitstechniken und der Bewahrung altmärkischer Geschichten.

Es ist nicht belegt, woher ihr heimatkundliches Interesse rührte. Jedenfalls war sie eine sehr sozial engagierte Frau. Vielleicht basierte ihr Wirken in Püggen auf der Nachbarschaft zum Lehrer Hermann Künne  (1887 – 1973), der bereits in den 1950er Jahren ein Dorfmuseum einrichtete. Dessen Vorfahren mütterlicherseits waren zudem Leinen- und Drellweber, die für die Salzwedeler Damaste seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt waren. Große Teile der „Sammlung Künne“ befinden sich heute ebenfalls im Freilichtmuseum Diesdorf.

 

Seit 1981 arbeitete Christamaria Meyer als freiberufliche Handweberin mit dem Schwerpunkt regionaler Gewebe und veranstaltete Stickfeste. In Kursen vermittelte sie die Technik der sogenannten „Altmärkischen Gerstenkornstickerei“, eine Durchzugarbeit sehr bunter und statischer Form auf gemustertem Leinen wie Handtüchern oder Tischdecken.

Über die Jahre entwickelte sich Christamaria zu einer strengen Lehrmeisterin – besonders bei Nähtechniken. Noch heutzutage wirkt das bei ihren ehemaligen Schülerinnen nach.

Als Modedesignerin arbeitete sie anfangs im Rahmen des Projekts „Textile Gestaltungweise“. Agenda: historische Stoffe in Kombination neuerer Textilien unter Einbeziehung des ländlichen Kleidungsverhaltens um 1850 zu einer alltagstauglichen Couture verarbeiten und etablieren.

Solche Lesezeichen wurden hergestellt
Solche Lesezeichen aus Altmärkischer Gerstenkornstickerei stellte die Püggensch Spinnstuw unter anderem her 00009939.01

In dieser sehr kreativen Phase ihres Schaffens entstanden Blaudrucke, handgewebtes Bauernleinen, gesponnene und auch gefärbte Schafwolle. Aus diesen Materialien entwickelte sie praktische Mode, die immer wieder Elemente historischer Tracht aufnahm. So war beispielsweise ein kurzer Kostüm-Rock für junge Frauen aus bunt gestreiftem Wollstoff gearbeitet, noch greller und moderner als die Streifen der Trachtenröcke – aber handgewebt in Püggen. Aus feinem alten Leinen wurde ein Pencilkleid oder modisches Kostüm im traditionellen Farbkanon. Ob weite und leichte Sommerkleider oder elegante und gefällige Abendrobe – jede Idee verband die regionale Geschichte mit zeitgemäßem Chic.